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Otto in seiner Jugendzeit

Im Jahr 1981, das Jahr des ersten Schalker Abstiegs, verließen Thorsten und ich die Grundschule an der Velsenstr. Und machten uns daran unser Revier zu erweitern um die weiterführenden Schulen in Buer-Mitte zu besuchen. Dem Leser meines ersten Berichts "Thorsten als Kind" wird es nicht verwundern, dass die Beurteilungen unserer Entwicklungspotentiale für das Gymnasium von den Lehrern folgendermaßen eingestuft wurden:

Jörg: vielleicht geeignet

Thorsten: voll geeignet

Aber etwas gestaltete sich dann doch anders, und auch nach längeren Überlegungen rätsele ich immer noch nach den Ursachen, denn: Thorsten ging auf das Max-Planck-Gymnasium während ich fortan das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium besuchte. Diese beiden Schulen liegen nicht weiter als ein Steinwurf voneinander entfernt, nichtsdestotrotz kann ich mir heute nicht mehr erklären warum sich unsere schulischen Wege damals trennten. Wobei sich diese "schulischen Wege" auf den reinen Unterricht bezogen, denn die eigentlichen Wege, hin- und zurück zur Schule bestritten wir fast immer noch gemeinsam, fast immer mit dem Fahrrad, bei schlechtem Wetter mit dem Bus. Überhaupt diese Busverbindungen… Unsere gemeinsam genutzte Bushaltestelle lag genau in der Mitte von Ottos zuhause in der Polsumer Str. 17 und der schon angesprochenen Weingummi-(später Bier-) Bude. Ich weiß nicht wie oft wir im Laufe der Jahre gemeinsam entweder in die Linie 244 - diese fuhr jede halbe Stunde um 03 um 33- oder in die Linie 222 - um 19 und 49 - eingestiegen sind, es müssen tausende von Male gewesen sein…

Im Nachhinein war bzw. bin ich allerdings recht froh auf einer anderen Schule als Thorsten gewesen zu sein, denn von der 5.ten bis zur 8.ten Klasse musste er im Musikunterricht lernen Blockflöte zu spielen …dafür übte er dann auch recht fleißig zuhause. Wenn ich heute darüber nachdenke und diese alten Bilder von Thorsten mit der Blockflöte im Mund, verzweifelt versuchend diesem hölzernen Gebilde einen vernünftigen, wohlklingenden Ton zu entlocken, in meinem Kopf habe, muss ich herzhaft lachen, denn er war -genau wie ich- nicht annähernd ein wenig musikalisch! Natürlich waren uns auch diese musikalischen und sehr talentierten Klassenkameraden, welche in der letzten Schulstunde vor den Ferien, die anderen Schülern mit ihren privat erlernten Künsten auf der Clarinette oder Querflöte belästigten, ein absolutes Greuel…

Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass Ottos Blockflöte nach 3-jährigen-Martyrium nach der 8.ten Klasse, seine Zwangsmusikalisierung endete dann, noch ca. 2 Jahre Ihr Schicksal in einer Schublade in seinem Wandschrank fristete, und dann fachgerecht in einer schwarzen Tonne entsorgt wurde.

In den Ferien hingegen beschränkten sich die Unternehmungen nicht nur noch auf Fußball, sondern wir fuhren nun auch größere Touren mit dem Fahrrad, u.a. auch häufiger zum alten Traumlandpark in Kirchhellen, wo wir dann über den etwas älteren, porösen und hinuntergedrückten Zaun stiegen um dann - wenn wir vom Ordnungspersonal nicht erwischt wurden - so lange kostenlos Schiffsschaukel fuhren bis uns schlecht wurde.

Ansonsten fuhren häufiger zur Sportanlage "Haus der offenen Tür", machten Leichtathletik, wie z.B. 400 oder 800 Meter-Läufe, Hochsprung, Kugelstossen oder spielten Badmindton Basketball oder Tischtennis.

Man mag es kaum glauben, aber auch mit dem Angeln haben wir es tatsächlich mal versucht, aber nachdem wir die Angel meines Bruders so unglaublich ungeschickt zerstört hatten, sahen wir schnell ein, dass solch ruhige Aktivitäten für uns doch nicht geeignet waren.

Als wir 13 Jahre alt waren kamen Thorsten und ich dann gemeinsam in den Konfirmationsunterricht in der Stephanusgemeinde Buer, direkt neben unseren Schulen gelegen. Dies bedeutete für uns 1 X in der Woche gemeinsam den Konfirmationsunterricht zu besuchen, aber auch jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen. Dies lief dann so ab, dass wir den ersten Teil in der Kirche mit den Erwachsenen verbrachten, den zweiten Teil aber mit allen heranwachsenden Jugendlichen im Gemeindehaus, das ganze nannte sich dann Kindergottesdienst. So saßen wir dann in einer gemeinsamen Runde mit einem angehenden Pfarrer, der ungefähr so aussah wie Ilja Richter in den 70 Jahren bei "Disco" mit Jeans, weissen Turnschuhen und "Atomkraft- nein danke"-Sticker auf der Jeansjacke. Mit diesem in unseren Augen völlig uncoolen Typen sollen wir nun unsere Sorgen und Nöte diskutieren und dann zwischendurch Lieder singen, welche er auf der Gitarre begleitete. Es versteht sich von selbst, dass weder jemand aus dieser Runde seine/ ihre persönlichen Probleme (wenn diese überhaupt schon existierten…) besprechen noch wollten wir mit diesem Kerl gemeinsam singen (über Thorstens und meine Musikalität wurde ja bereits an anderer Stelle gesprochen). Als Reaktion auf unser gemeinschaftliches Schweigen in der Konfirmationsgruppe wurden wir von "Ilja" mit Fragen belästigt wie: "Habt Ihr Frust?", "Alles easy bei Euch?", so nach dem Motto: ich werde zwar Pfarrer, bin aber trotzdem gut drauf und kann Euch gut verstehen….

Das war natürlich überhaupt nichts für uns !!!

Folglich schauten wir uns dieses Schauspiel 2-3 Mal an, schwiegen beharrlich aufgrund der Nicht-Existenz irgendwelcher Probleme (die 2 Schalker Abstiege mal ausgenommen) und bewegten beim Singen nur unsere Lippen, was als Strategie allerdings ziemlich misslang, weil die anderen Konfirmanden die gleiche Strategie verfolgten, so dass sich zwar 20 Münder bewegten, aber kein Ton herauskam….

Und dann wieder diese Frage: "Habt Ihr Frust?" Ja !! Wir hatten Frust und unsere persönliche Frustbewältigung sah so aus, dass wir Sonntags gar nicht mehr zu diesem Unterricht hingingen.

Also sammelten wir fortan jeden Sonntag von unseren Eltern das Geld für die Kollekte ein, investierten dieses in Weingummi, welches wir an unserer Bude kauften, und schauten uns Sonntag für Sonntag entweder die A-Jugend von SSV Buer oder SC Hassel an, um dann pünktlich zum Mittagessen wieder zuhause zu sein und unsere Eltern mit Standardfloskeln vom "gemeinsamen Gottesdienst" zu berichten. Eines schönen Sonntags im Winter brach ich bei einem Hindernis für einen 3000-Meter-Hindernis-Lauf ins Eis ein, so dass ich bis zu den Schienbeinen völlig nass war. Dieses kleine Missgeschick konnte ich noch mit einer kleinen Notlüge, von wegen "Unterricht eher beendet" vertuschen. Eine Vertuschung war allerdings nicht mehr möglich als eines schönen Tages Pfarrer Müller vor unserer Haustür stand und von unseren dauerhaften sonntäglichen Fernbleiben und einer möglichen Nicht-Konfirmation sprach….

Ihr könnt Euch natürlich vorstellen, dass es einen Riesen-Ärger gab und natürlich: Ab sofort wurden die Sonntag-Vormittage wieder in der Kirche und im Gemeindehaus verbracht und wegen unseres schlechten Gewissens haben wir manchmal- na nennen wir es selten (aber immerhin)- auch mal leise mitgesungen…"Herr gib´ uns Deinen Frieden"

Ich hoffe, Du hast ihn gefunden, Otto !!!

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