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Otto in seiner Jugendzeit (Teil 2)

Mit und nach der Konfirmation traten wir so langsam in die Pubertätszeit ein.
In dieser Zeit, so ca. 1985, kam auch ein Film in die Kinos, welcher unseren Wortschatz bis heute geprägt hat:


Otto - Der Film


Sprüche wie

"Das soll Rio De Janeiro sein"
"Kein Retter ohne Gerettetetete"
"Ein Schnitzel für den Spitzel, Hr. Spion ans Telefon, Hr. Agent es brennt" oder
"Baby, gut gepennt?!"
"Ein Künstler wie er im Buch steht - im Strafgesetzbuch"

haben wir stets und immer benutzt. In späteren Jahren konnte kaum jemand mehr mit diesen eigentlich recht flachen Sätzen etwas anfangen und es entwickelte sich so etwas wie eine Geheimsprache zwischen Thorsten, Arno und mir.

Wir befanden uns also mitten in den 80er Jahren, und u.a. etablierten sich die ersten Computer in den Kinder- bzw. Jugendzimmern, welche uns Thorstens alten Flipper vergessen ließen. Zunächst gab es die Atari-Spielkonsole, dann den legendären C64 nur mit Datasette, dann mit Floppy. Für Jugendliche in unserem Alter wurden gemeinsame Spielnachmitttage oder -abende vor dem Bildschirm cool und modern.

Und so fingen wir nun an Computerspiele zu zocken, beginnend mit dem ersten Tennisspiel, welches aus drei weißen Strichen, 2 als Schläger, 1 als Netz, und einem Ball auf einem schwarzen Hintergrund bestand, hin zu Pacman, Centipede und Frogger. Richtig toll wurde es aber als die ersten richtigen Sportspiele auf den Markt kamen, wie z.B. Decathlon und Winter-Olympiade. Damals setzten wir uns so lang vor den PC bis unsere Handinnenflächen keine Haut mehr aufwiesen, sondern nur noch rohes Fleisch...egal: Pflaster drauf und weiter ging es!

Bei einem dieser Spiele- und Computerabende muss es dann passiert sein, dass mein zahmer Wellensittich Benny, welcher ständig in meinem Jugendzimmer herumflog und sich gern und oft bei den Menschen auf die Schulter oder auf den Kopf setzte, dem Thorsten einen riesigen Vogelschiss auf dem Kopf hinterließ. Das war wirklich urkomisch und immer später wenn er "einen auf cool" machen wollte, erinnerte ich ihn daran wie mein Benny ihm damals auf den Kopf geschissen hat…

Apropos cool, so ca. im Alter von 15/ 16 fing Thorsten an sehr eitel zu werden, so kannte ich ihn bis dato gar nicht (die meisten von Euch haben ihn wahrscheinlich so auch nie kennengelernt): er fing an sich teure Klamotten zu kaufen, eine schwarze teure Lederjacke, Jeanshosen von Replay und Chevignon und u.a. besaß er einen sehr exklusiven Pullover von Carlo Colucci mit der Landkarte von Südostasien.

Dieses Zusammenspiel von schicken Klamotten, seiner damals noch vollen mittelblonden Haarpracht und seinen braunen Kulleraugen verfehlte die Wirkung beim noch recht jungen weiblichen Geschlecht nicht, Thorsten fing an zu flirten und wurde angeflirtet. Dies war auch eine völlig neue Erfahrung für mich, denn auf einmal mussten wir auf den gemeinsamen Schulwegen noch mal bei Melanie vorbei oder Stefanie abholen.

Trotzdem setze er -bewusst oder unbewusst- seinen Prioritäten, erst die Freunde, dann die "Ischen".

Ungefähr zu dieser Zeit muss es sich dann zugetragen haben, dass wir mal wieder Fußball spielen waren, Thorsten, Arno, Bojan der Jugoslawen-Junge und ich. Arno war mal wieder bei Oma Frieda zu Gast und aus dem kleinen Jungen mit Micky Mouse-Anzug war auch schon ein relativ eiteler Jugendlicher geworden (na wer hätte das gedacht????), der sich gern mit einem gewissen Landeshauptstadt-Image umgab, aber doch am liebsten in GE war…und das obwohl doch Claudia Schiffer in seiner Nachbarklasse war …
na, wer es glaubt ;-)
Bojan war der jugoslawische, etwas dickliche Nachbarsjunge, welcher manchmal mit uns pöhlte und dessen Mutter die Namen von Thorsten und mir nicht aussprechen konnte und immer "Torrssen" und "Jokschi" nannte. (Vielen Dank noch mal an Fr. Milanovich und für diesen tollen Spitznamen und an Otto für dessen Verbreitung!)

Als wir nach dem Fußballspiel dann so beieinander saßen, entbrannte zwischen dem Hauptstadtjungen Arno und dem Jugoslawen-Junge Bojan ein kleiner Streit wer von beiden denn am besten Breakdance beherrschen würde. Thorsten und ich, bereits sehr amüsiert, schlugen den beiden einen Wettbewerb mit uns in der Jury vor, als Einsatz bekam der Gewinner vom Verlierer eine Dose River Cola vom benachbarten Aldi. Arno legte also los mit einigen umständlichen und nicht besonders flüssig aussehenden Wellenbewegungen der nach vorn ausgestreckten Arme, die Hände ineinander gefasst, vom ausgestreckten linken Ellbogen zum rechten und wieder zurück.
Die Jury gab ihm in der Beurteilung ein "befriedigend"!

Überraschenderweise war der dickliche jugoslawische Nachbarsjunge, der simulierte wie man tänzerisch ein Getränk aus dem Kühlschrank holt und in ein Glas einschüttet, relativ gut und bekam von uns auch ein solches als Bewertung und war somit der klare Sieger. Es versteht sich von selbst, dass Arno diese Niederlage, welche uns natürlich sehr belustigte, nur schwer ertragen konnte und zum Rücktanz aufforderte, diesen allerdings ebenfalls verlor und insgesamt 2 River-Cola an seinen Mittänzer zahlen musste.

Dies muss allerdings so mit der letzte Wettbewerb/ Wette gewesen sein, in dem ein nicht alkoholisches Getränk als Einsatz diente…so langsam entdeckten wir den frischen Geschmack braufrischer Hefegetränke.
Eines unserer ersten Bier kauften wir natürlich bei der schon mehrfach erwähnten Bude, es kam uns zwar etwas merkwürdig vor und wir vermuteten in den Augen der Budenverkäuferin ein zugleich verwundertes und amüsiertes Blinzeln als die Weingummi-Gang auf einmal Bier bestellte.

Aber, wie gesagt, wir befanden uns völlig in der Sturm- und Drangphase, Thorsten schon eher als ich, denn er spielte bereits 1987/8 in der A-Jugend der SSV Buer während ich noch in der B-Jugend vom SC Hassel kickte. Die A-Jugend in Buer verlängerte das Training schon mal bis Mitternacht - natürlich innerhalb der Woche- und dies wurde auch nicht besser oder anders als Thorsten mich im darauf folgenden Jahr ebenfalls nach Buer holte. Unsere damalige A-Jugend war in mancherlei Hinsicht legendär, stellte diese doch wahrscheinlich die schlechteste, aber wahrscheinlich trinkfesteste und geselligste Truppe, welche jemals im Verein gespielt hat.

Unvergessen bleibt mir auch die Szene im Winter 1988 als ein Spieler von uns sich beim Spiel gegen die Schalker A2-Jugend (die gab es damals noch) verletzte, unser Betreuer daraufhin mit dem Arztkoffer auf den Platz lief und zur Behandlung im Koffer lediglich einen halbvollen Flachmann mit Korn vorfand…irgendwie bezeichnend für diese Truppe.
Wir befanden uns also mitten im Abstiegskampf, an der Spitze der Liga waren die A-Jugendmannschaften vom VFB Kirchhellen und dem SV Erle 08, damals vertraten die grün-weißen Farben unter anderem Düse, Monse, Karla, Berti, Charly und Fauner. Mit den Erlern verstanden wir uns damals bereits bestens, kannten sich die Spieler beider Truppen doch bereits von zahlreichen Abenden im legendären Henry, Simply oder der Rappelkiste.

Verwundert waren wir aber schon als eines schönen Sonntag-Morgens um 11:00 Uhr, wir spielten zuhause gg. Kirchhellen, ca. 30 Erler zu unserer "Unterstützung" mit weißen Turnschuhen und Tennissocken, hochgekrempelten Jeans und Jogginganzugoberteilen sowie Regenschirm in der Hand die Sportanlage Löchterheide betraten. Verwundert waren wir v.a. deshalb, weil wir Temperaturen um 25 Grad hatten und weit und breit keine Wolke am Himmel zu sehen war, welche zu Regen hätte führen können…

Das Spiel lief so wie vermutet, wir waren klar unterlegen, verloren 3:0, und unser Otto, der sich mit den Erlern abgesprochen hatte, provozierte die Kirchhellener bis aufs Blut. Neben den bekannten Fussball-Provokationen (an die Nase fassen, kleine Ohrlaschen verteilen, vor das Schienbein treten) schoss er u.a. immer den Ball absichtlich ins Aus und zwar an die Stelle wo die 30 Erler standen…diese hatten natürlich einen Heidenspaß, weil die Kirchhellener sich nicht trauten den Ball zu holen um diesen in der Nähe der Erler Meute dort einzuwerfen…herrliche Bilder wie Ihr Euch alle vorstellen könnt !! Und Otto ließ sich feiern!

Nach dem Schlusspfiff dann rannten unsere Gegner, verfolgt von den Aufstiegskonkurrenten, im Spurt in ihre Kabinen und schlossen sich dort ein. Um ca. 14.30 Uhr konnten sie dann unter Hinzuziehung zahlreicher Ordnungshüter die Platzanlage verlassen und Otto erntete für seine Aktionen zahlreiches Lob von den Erlern.

Nichtsdestotrotz feierten wir mit unserer A-Jugend noch ein riesiges Erfolgserlebnis in diesem Jahr, denn neben dem glücklichen Nicht-Abstieg (keine Ahnung wie uns dieser gelungen ist) kamen wir bei dem großen eigenen Pfingst-Turnier 1988, bei dem keiner einen roten Heller auf uns gesetzt hätte, ins Endspiel und verloren damals nur mit viel Pech vor 2000 (!!!) Zuschauern gegen Westfalia Herne mit 2:0.
Alle waren so überrascht und erfreut über uns, dass wir später am Bierstand so viele Getränke, v.a. Genever und Asbach Cola, ausgegeben bekamen, dass Otto und ich es nicht mehr aufrecht nach Hause schafften…
Ein tolles Erlebnis!!

In dieser Zeit zwischen unserem 17-19 Lebensjahr haben wir -wie viele in diesem Alter- viel Unsinn angestellt, viel gefeiert und die Jugend gelebt. Otto allerdings lebte dieses Leben nicht nur, nein er genoss es so in vollen Zügen, dass er einige entscheidende Dinge vernachlässigte. Neben den normalen Feiern und Feten, neben aktiv Fußball, neben Schalke (Ihr wundert Euch wahrscheinlich warum Schalke noch kaum erwähnt wurde, dazu kommt noch ein separater Bericht) fuhr er nun noch zu Spielen der Nationalmannschaft und anderen Mannschaften wie Fortuna Düsseldorf oder Wuppertaler SV u.a.. Da war es recht klar, dass für andere Dinge keine Zeit mehr blieb, z.B. für die Schule…

Ottos Leistungen wurden schlechter! Zunächst konnte er seinen mangelnden Fleiß noch mit seiner Intelligenz ausgleichen, dies konnte aber nur bis zu einem gewissen Maß funktionieren. Dieses Maß lief leider über bei unserem Abitur, Otto hatte das erste Mal in seinem Leben schulische Probleme, er bestand eine schriftliche Prüfung nicht und musste in die mündliche Nachprüfung…
Seine Lehrstelle in einem Architektenbüro war schon gesichert, er musste diese Prüfung einfach nur bestehen!

Und wisst Ihr was er tat? Unglaublich, aber so war er!

Am Abend vor seiner wichtigen Nachprüfung fuhr er zum Länderspiel Deutschland-Belgien nach Hannover und kam erst um 4.00 Uhr morgens heim.
Konsequenz: natürlich ist er durch die Prüfung gefallen! Kein Abitur (einen zweiten möglichen Versuch hat es nie gegeben) und Lehrstelle weg.

Otto ging erst mal zur Bundeswehr, orientierte sich, und begann dann eine Ausbildung zum Papier- und Pappmechaniker, welche er glücklicherweise auch bestand!!

Eine Geschichte seiner Jugend darf zum Abschluss dieses Kapitels aber keinesfalls fehlen, und zwar die Geschichte der Erlangung seiner Fahrerlaubnis…
Zur Vorgeschichte: Otto hatte zwar immer eine gute Orientierung, aber seine fahrerischen Qualitäten ließen doch sehr zu wünschen übrig, dieses fehlende Talent hatte er wohl von seinem Vater geerbt.
Anfänglich gingen wir zwar noch gemeinsam zur Fahrschule, aber irgendwann kam er weder zum theoretischen Unterricht noch nahm er weitere praktische Stunden. So hatten Arno und ich irgendwann unseren Führerschein und Otto leider keinen, ließ sich aber natürlich gern durch die Gegend herumfahren.
Eines Tages, ich hatte Otto schon 3-4 Tage nicht mehr gehört oder gesehen, rief ich bei ihm zuhause an und seine Mutter ging ans Telefon. Sie sagte, dass Thorsten nicht da und für eine Woche ins Sauerland gefahren sei. Auf die Frage, was er denn dort machen würde, entgegnete sie nur: "Urlaub", was dieses Gespräch auch dann beendete. Verwundert rief ich Arno hat, er hatte dafür aber auch keine Erklärung, so dass wir nur abwarten konnten. Einen Urlaub im Sauerland, Otto war Zeit seines Lebens immer Fan der Balearen-Inseln, hielten wir für recht unwahrscheinlich.
In der darauffolgenden Woche fuhren wir zu dritt so ein wenig durch die Gegend- das Geheimnis seines Aufenthalts war immer noch nicht gelüftet - und landeten am Parkplatz unserer Schulen.
Otto fragte ob er sich denn mal hinters Steuer meines kleinen Toyota Starlets setzen könnte und ein paar Meter fahren könne, was er natürlich durfte, wir befanden uns schließlich auf einem Parkplatz und keiner sah uns…
Er fuhr an und auf einmal: er fuhr raus auf die Straße!
Wir fragten ihn ob er verrückt geworden wäre, da sagte er: "Ich habe in der letzen Woche im Sauerland den Führerschein gemacht."
Wir konnten es gar nicht glauben und haben noch um eine Kiste Bier gewettet, denn er fuhr ca. 25 km/h in der 50er-Zone, schaltete nicht höher als in den zweiten Gang, und das Auto ruckelte als ob wir in einem dieser hüpfenden Autos (Lowrider), welche extra mit Hydraulik dazu aufgerüstet werden, sitzen würden.

Naja, lange Rede, kurze Hose: wir hatten einen Kasten Bier verloren, dazu einen steifen Nacken und angespannte Rückenmuskulatur, aber Otto hatte seinen Führerschein, welchen er aber nie richtig häufig und über einen längeren Zeitraum nutzte!!!

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